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Beitrag vom 19.07.2013
Miss Li - Tangerine Dream
Britta Meyer
Energie pur in Stimme und Melodien ist das Markenzeichen des schwedischen Workaholics. Zum Glück, denn das bedeutet für ihre Fans regelmäßigen Nachschub an Songs, die mensch am liebsten auf...
... langen Autofahrten laut mitsingen möchte.
Nachdem ihre Songs über die Soundtracks von Serien, wie "Grey´s Anatomy" und "Weeds" einem breiten Publikum bekannt wurden, legt Miss Li jetzt nach zahlreichen internationalen Touren ihren Fans das mittlerweile achte Album vor und bleibt dabei ihrem bewährtem Stilmix treu: ein bisschen klassischer Rock´n Roll, etwas Swing, Jazz und Blues mit einem Schuss 1920er Cabaret ist die schräge, aber stimmige Mischung ihrer Musik, schnell, eingängig und mit starker Tendenz zum Ohrwurm.
Hatte sie auf dem Cover ihres letzten Albums "Beats & Bruises" noch einen geheimnisvollen, in dunklen Tönen gehaltenen Twenties-Look kultiviert, so wirken die Bilder des Booklets nun wie einer Sitcom der 1960er entnommen. Pastellfarbene Möbel und knallig gemusterte Tapeten verleihen ihm einen leichteren Touch und spiegeln die Vorliebe der Künstlerin für die bunte Ära des Flower Power wieder – eine Zeit, die, wie sie es schon 2011 im Interview mit AVIVA beschrieb, eine Quelle der Inspiration für sie bleibt. Die Stücke bewegen sich im gewohnten, äußerst tanzbaren Rahmen energetischer Gute-Laune-Musik und ihre kräftige Stimme liegt zwar in zum Teil gewöhnungsbedürftigen Höhen, verfällt dabei aber nie in seichten Zwitscherpop und schafft es mühelos, die Beats der Stücke mit zu tragen.
Wie schon bei den voran gegangenen Alben sind auch hier die Texte bei aller Fröhlichkeit der Melodien oft schneidend in ihren Botschaften. Die Unfähigkeit, erwachsen werden zu wollen ("Teenager for Life"), Fernsehauftritte vertrauensunwürdiger PolitikerInnen ("Clever Words"), alte Männer, die sich an minderjährige Mädchen heranmachen ("Respected Old Man") oder die eigene rasende Eifersucht auf "die Neue" eines Ex ("It Ain´t Over") – Miss Li hört sich fast immer nur anfänglich nach Spiel und Spaß an. In "All Those Men" schlägt sich blanke Wut über die Selbstverständlichkeit Bahn, mit der von Frauen erwartet wird, Betrug und Lügen in Beziehungen schweigend und lächelnd hinzunehmen:
"They tear your heart out and walk away
And there is nothing that you can do
You shut your mouth and you try to play
By all the men´s rules"
Das mit reichlich Schlagzeug an die Swing-Ära der 1930er erinnernde "My Heart Goes Boom" ist eines der wenigen Stücke auf "Tangerine Dream", die ohne beißende Hintergrundmessage einen Augenblick feiern, nämlich den Adrenalinrausch und das Herzklopfen beim Anblick eines neuen Schwarms. In "Plastic Faces" dagegen tritt eine gründliche Verdrossenheit darüber hervor, wie ausschließlich sich Kommunikation, Information und politische Debatten mittlerweile online abspielen.
"I´m so tired of the blogging, yeah, I´m so tired of them bothering,
This think come all the generation is born of life of constant longing.
Yeah, I´m so tired of opinions and all the shadow aquitation,
I call the local weather station, it´s raining bullshit through the nation"
Die virtuelle Welt kann eineN ja durchaus irritieren und frustrieren, aber darum gleich "all diesen Meinungen" im Netz eine Pauschalabsage zu erteilen ist schließlich auch keine Lösung.
AVIVA-Tipp: "Tangerine Dream" variiert geschickt Miss Lis bewährten Sound in neuen Formen. Das ist Musik zum Wachwerden, zum Aufbrechen und zum Nächte-Durchtanzen. Perfekt für den Sommer.
Zur Künstlerin: Miss Li, eigentlich Linda Carlsson, geboren 1982 in Borlänge in Schweden, gewann mit 17 einen musikalischen Talentwettbewerb, zog kurz darauf nach Stockholm, wo sie begann, in Bars und Clubs aufzutreten – zunächst allein und später mit ihrer selbst gegründeten Band. 2006 veröffentlichte sie ihr Debütalbum "Late Night Heartbroken Blues", 2007 folgten "God Put a Rainbow in the Sky" und "Songs of a Rag Doll", 2009 dann "Dancing the Whole Way Home" und 2011 schließlich "Beats & Bruises", plus zwei "Best Of"-Alben. Miss Li lebt in Stockholm.
Miss Li
Tangerine Dream
Label: Columbia
Vertrieb: Sony
VÖ: 20. September 2013
missli.se
Miss Li auf Myspace
Weitere Infos unter:
"My Heart Goes Boom Boom Boom" auf MyVideo
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